Es herrschte allgemeine Wiedersehensfreude als sich die
Freiwilligen des Jahrganges 2013/2014 zu ihrem Zwischenseminar Ende Januar in
Baradero trafen. Es ist Halbzeit im Freiwilligendienst und der
Erfahrungsaustausch und die Reflexionen taten allen Freiwilligen sehr gut,
merkte man doch, man ist mit vielen Problemen nicht alleine. Die Unterkunft und
die Verpflegung war, auch dank eines Schwimmingpools, kaum zu übertreffen.
Gleich am ersten Tag stand eine wichtige Reflektion über das letzte halbe Jahr
an, die in Zweiergruppen und dann anhand eines Bildes bearbeitet wurde. Hierbei
konnte man schon ganz deutlich merken wie unterschiedlich die Erfahrungen der
Freiwilligen waren und wie viel jeder Einzelne in diesem halben Jahr erlebt
hatte. Am nächsten Tag wurde anhand dieses Bildes in Kleingruppen das
Vergangene nochmal aufgearbeitet und die mehrheitlichen Herausforderungen
aufgegriffen. Am gleichen Nachmittag setzten wir Freiwilligen uns noch mit
einem sehr wichtigen und vor allem neuen Thema für uns alle auseinander:
Armut
Dabei wurden Fragen aufgegriffen wie wird Armut
hervorgerufen, was bedeutet es arm zu sein, was kann man dagegen unternehmen
und wie können wir Freiwilligen besser damit umgehen. Ein ganz wichtiger Punkt
war auch wie sich das Bild von Armut mit unserem Freiwilligendienst verändert
hat. Herausgestellt hat sich, dass Armut für uns viel komplexer geworden ist
und wir viele verschiedene Facetten davon wahrgenommen haben.
Am nächsten Tag hatten wir eine Power-Point –Präsentation
über das Thema Menschen mit Behinderung. Sehr anschaulich mit Film und Bildern
wurden wir darüber informiert und jeder konnte neue Aspekte zur
Behinderung mitnehmen. Für Einzelne war es auch besonders wichtig, da sie mit
diesen besonderen Menschen täglich in ihrem Projekten zu tun haben.
Danach legten wir unseren Schwerpunkt auf die Frage
wie sich unsere Erwartungen von unserem Freiwilligendienst bestätigt haben oder
wie die Realität stattdessen aussieht. Mit einem lustigen Anspiel haben
uns die Teamer diese Frage näher gebracht, hatte doch der eine nur Party im
Kopf, wohingegen der andere die Menschen evangelisieren wollte. Natürlich sehr
überspitzt, aber dennoch wurde nochmal zum Nachdenken über ganz einfach
Erwartungen die man hatte, angeregt, die einem vielleicht auch gar nicht so bewusst
waren auf dem ersten Blick.
Daraufhin wurde uns zur Aufgabe gestellt, darüber
nachzudenken wie wir denn als Freiwillige in Erinnerung behalten werden wollen.
Einheitlich hat sich herausgestellt, dass wir nicht „DER“ Freiwillige sein
können, sondern nur kleine Fußspuren in unseren Projekten und unseren
Mitmenschen hinterlassen können.
Donnerstag und Freitag griffen wir nochmal die
schwierigen Herausforderungen, die sich zu Anfang des Seminars an Hand von den
Bildern und den Gesprächen herausgestellt hatten im Einzelnen etwas genauer
auf. Da gab es die Schwierigkeiten, die Rolle des Freiwilligen zu
finden, mit kulturell unterschiedlichen Erziehungsmethoden
umzugehen oder die eigene Veränderung der Persönlichkeit. Hierzu
konnte jeder sich frei zu seiner persönlichen Herausforderung stellen. Diese
wurde in Kleingruppen behandelt und nach Lösungsvorschlägen oder zumindest
Stützen an Hand eines Methodenkoffers gesucht. Dieses wurde dann im Plenum
vorgestellt, damit man auch Vorschläge übernehmen konnte.
Als letztes kam eine Einheit über unsere Ziele, die wir
für unser kommendes Halbjahr noch haben. Sowohl in der Arbeit als auch in
unserer Freizeit. Erst konnten wir in Ruhe uns selbst Gedanken machen,
anschließend wurde es in Kleingruppen besprochen und Tipps weiter gegeben wie
man den inneren Schweinehund besser bewältigen kann oder was zur Umsetzung
behilflich sein kann. Hoch motiviert unsere Ziele auch zu bewältigen gingen wir
aus den Gesprächen und das war wohl eine der wichtigsten Einheiten für die kommende
Zeit.
Neben den Reflexionen beendeten wir die Tage mit einer
kleiner Andacht, die von unterschiedlichen Gruppen vorbereitet wurde und immer
ein bisschen das Thema des Tages beinhaltete. In Liedern und Texten konnte man
zur Ruhe kommen und den Tag nochmal Revue passieren lassen. Es war sehr schön,
dass wir so den Tag gemeinsam beendet haben. An zwei Nachmittage in der Woche
wurden auch noch Work-shops angeboten, die man super mit ins Projekt nehmen und
so wieder für neuen Wind sorgen kann. Wir bastelten aus Tetrapakt Geldbeutel
oder Handytaschen, aus Draht Traumfänger, aus Plastikflaschen
Windlichter, also viele Möglichkeiten um eins dieser Dinge auch mit den Kindern
aus zu probieren.
Donnerstags waren wir nachmittags auch noch für ein paar
Stunden in der Stadt Baradero ein Eis essen und am Flussufer sitzen. Dabei kam
es zu sehr vielen Gesprächen unter den Freiwilligen und es wurde viel gelacht.
Genauso amüsierten wir uns an unserem letzten Abend, den wir mit einer Fiesta,
lustigen Gemeinschaftsspielen und Einlagen von Gesang und Tanz verbrachten.
Generell kann man sich die Stimmung und die derzeitige
Gefühlslage der Freiwilligen gut mit Luftballonen vorstellen. Vielen
bunte Luftballone die sich langsam mit Gas füllen. Gas das für die neuen
Erfahrungen stehen, die sie jetzt schon in diesen halben Jahr machen durften.
Es hat sie in die Luft steigen lassen, hat sie wachsen und größer werden
lassen. Die Haut wurde durch die vielen neuen Eindrücke
der Freiwilligen ausgedehnt, der Horizont hat sich vergrößert. Manchmal jedoch
ist auch der Luftballon schnell zerplatzt und er musst von neuen aufgeblasen
werden, weil Erwartungen oder Vorstellungen nicht denjenigen entsprachen. Oder
der Luftballon musste sich ein bisschen biegen oder zu einer Figur geknotet
werden, weil man sich auf ganz neue Situationen einlassen musste. Auch schien
es so, dass es schlechte Luft in den Luftballonen gab. Luft rausgelassen waren
die Probleme auch weg und der Luftballon kann wieder von neuen in die Luft
starten, mit frischer Briese.
Im nächsten halben Jahr werden die Luftballone weiter
wachsen, vielleicht nochmal neue Formen annehmen, vielleicht nochmal platzen um
danach wieder im Wind zu fliegen.
Lioba Grünfelder