Dienstag, 22. April 2014

Das Zwischenseminar 2014

Es herrschte allgemeine Wiedersehensfreude als sich die Freiwilligen des Jahrganges 2013/2014 zu ihrem Zwischenseminar Ende Januar in Baradero trafen. Es ist Halbzeit im Freiwilligendienst und der Erfahrungsaustausch und die Reflexionen taten allen Freiwilligen sehr gut, merkte man doch, man ist mit vielen Problemen nicht alleine. Die Unterkunft und die Verpflegung war, auch dank eines Schwimmingpools, kaum zu übertreffen. Gleich am ersten Tag stand eine wichtige Reflektion über das letzte halbe Jahr an, die in Zweiergruppen und dann anhand eines Bildes bearbeitet wurde. Hierbei konnte man schon ganz deutlich merken wie unterschiedlich die Erfahrungen der Freiwilligen waren und wie viel jeder Einzelne in diesem halben Jahr erlebt hatte. Am nächsten Tag wurde anhand dieses Bildes in Kleingruppen das Vergangene nochmal aufgearbeitet und die mehrheitlichen Herausforderungen aufgegriffen. Am gleichen Nachmittag setzten wir Freiwilligen uns noch mit einem sehr wichtigen und vor allem neuen Thema für uns alle auseinander: Armut   
Dabei wurden Fragen aufgegriffen wie wird Armut hervorgerufen, was bedeutet es arm zu sein, was kann man dagegen unternehmen und wie können wir Freiwilligen besser damit umgehen. Ein ganz wichtiger Punkt war auch wie sich das Bild von Armut mit unserem Freiwilligendienst verändert hat. Herausgestellt hat sich, dass Armut für uns viel komplexer geworden ist und wir viele verschiedene Facetten davon wahrgenommen haben.
Am nächsten Tag hatten wir eine Power-Point –Präsentation über das Thema Menschen mit Behinderung. Sehr anschaulich mit Film und Bildern wurden wir darüber informiert   und jeder konnte neue Aspekte zur Behinderung mitnehmen. Für Einzelne war es auch besonders wichtig, da sie mit diesen besonderen Menschen täglich in ihrem Projekten zu tun haben.
 Danach legten wir unseren Schwerpunkt auf die Frage wie sich unsere Erwartungen von unserem Freiwilligendienst bestätigt haben oder wie die Realität stattdessen aussieht.  Mit einem lustigen Anspiel haben uns die Teamer diese Frage näher gebracht, hatte doch der eine nur Party im Kopf, wohingegen der andere die Menschen evangelisieren wollte. Natürlich sehr überspitzt, aber dennoch wurde nochmal zum Nachdenken über ganz einfach Erwartungen die man hatte, angeregt, die einem vielleicht auch gar nicht so bewusst waren auf dem ersten Blick.
  Daraufhin wurde uns zur Aufgabe gestellt, darüber nachzudenken wie wir denn als Freiwillige in Erinnerung behalten werden wollen. Einheitlich hat sich herausgestellt, dass wir nicht „DER“ Freiwillige sein können, sondern nur kleine Fußspuren in unseren Projekten und unseren Mitmenschen hinterlassen können.
Donnerstag und Freitag griffen wir nochmal die schwierigen Herausforderungen, die sich zu Anfang des Seminars an Hand von den Bildern und den Gesprächen herausgestellt hatten im Einzelnen etwas genauer auf. Da gab es die Schwierigkeiten, die Rolle des Freiwilligen zu finden,   mit kulturell unterschiedlichen Erziehungsmethoden umzugehen oder die eigene Veränderung der Persönlichkeit.   Hierzu konnte jeder sich frei zu seiner persönlichen Herausforderung stellen. Diese wurde in Kleingruppen behandelt und nach Lösungsvorschlägen oder zumindest Stützen an Hand eines Methodenkoffers gesucht. Dieses wurde dann im Plenum vorgestellt, damit man auch Vorschläge übernehmen konnte.
Als letztes kam eine Einheit über unsere Ziele, die wir für unser kommendes Halbjahr noch haben. Sowohl in der Arbeit als auch in unserer Freizeit. Erst konnten wir in Ruhe uns selbst Gedanken machen, anschließend wurde es in Kleingruppen besprochen und Tipps weiter gegeben wie man den inneren Schweinehund besser bewältigen kann oder was zur Umsetzung behilflich sein kann. Hoch motiviert unsere Ziele auch zu bewältigen gingen wir aus den Gesprächen und das war wohl eine der wichtigsten Einheiten für die kommende Zeit.
Neben den Reflexionen beendeten wir die Tage mit einer kleiner Andacht, die von unterschiedlichen Gruppen vorbereitet wurde und immer ein bisschen das Thema des Tages beinhaltete. In Liedern und Texten konnte man zur Ruhe kommen und den Tag nochmal Revue passieren lassen. Es war sehr schön, dass wir so den Tag gemeinsam beendet haben. An zwei Nachmittage in der Woche wurden auch noch Work-shops angeboten, die man super mit ins Projekt nehmen und so wieder für neuen Wind sorgen kann. Wir bastelten aus Tetrapakt Geldbeutel oder Handytaschen, aus Draht Traumfänger,  aus Plastikflaschen Windlichter, also viele Möglichkeiten um eins dieser Dinge auch mit den Kindern aus zu probieren.
Donnerstags waren wir nachmittags auch noch für ein paar Stunden in der Stadt Baradero ein Eis essen und am Flussufer sitzen. Dabei kam es zu sehr vielen Gesprächen unter den Freiwilligen und es wurde viel gelacht. Genauso amüsierten wir uns an unserem letzten Abend, den wir mit einer Fiesta, lustigen Gemeinschaftsspielen und Einlagen von Gesang und Tanz verbrachten.
Generell kann man sich die Stimmung und die derzeitige Gefühlslage der Freiwilligen  gut mit Luftballonen vorstellen. Vielen bunte Luftballone die sich langsam mit Gas füllen. Gas das für die neuen Erfahrungen stehen, die sie jetzt schon in diesen halben Jahr machen durften. Es hat sie in die Luft steigen lassen, hat sie wachsen und größer werden lassen. Die Haut wurde durch die vielen neuen Eindrücke der Freiwilligen ausgedehnt, der Horizont hat sich vergrößert. Manchmal jedoch ist auch der Luftballon schnell zerplatzt und er musst von neuen aufgeblasen werden, weil Erwartungen oder Vorstellungen nicht denjenigen entsprachen. Oder der Luftballon musste sich ein bisschen biegen oder zu einer Figur geknotet werden, weil man sich auf ganz neue Situationen einlassen musste. Auch schien es so, dass es schlechte Luft in den Luftballonen gab. Luft rausgelassen waren die Probleme auch weg und der Luftballon kann wieder von neuen in die Luft starten, mit frischer Briese.


Im nächsten halben Jahr werden die Luftballone weiter wachsen, vielleicht nochmal neue Formen annehmen, vielleicht nochmal platzen um danach wieder im Wind zu fliegen.
Lioba Grünfelder

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen